1. Leserbrief an den Tagesspiegel vom 7.03.1999 (veröffentlicht)
Thema: Wiederaufbau des Stadtschlosses, Antwort auf Stefan Heym
Zunächst einmal in Abwandlung eines Stefan Heym sicherlich bekannten Zitats: Wer a sagt, muss nicht b sagen, er kann auch erkennen, dass b falsch ist. Also doch ein Schloss, schon allein der Ästhetik wegen, aber deshalb keineswegs einen Kaiser, weder einen von vorgestern noch einen von übermorgen.
Und dann noch eins: Das neue Schloss wäre nicht das alte, es könnte nur ein Schloss sein, das sich im dialektischen Sinne auf einer höheren Stufe der Entwicklung befände, denn die Negation der Negation, also des Palastes der Republik wäre nicht wieder das Schloss preußischer Könige oder deutscher Kaiser mit ihrem unseligen Anhang. Karl Liebknecht hätte dies vermutlich verstanden.
Es sollte und muss ein Schloss der Bürger und Bürgerinnen sein, indem auch unbequeme Geister wie Stefan Heym sich wieder finden können. Warum nicht in diesem Schloss auch Platz schaffen für eine Belegschaft, die die Heyms, Kästners, Heines, Tucholskys in unserer Gesellschaft repräsentiert? Damit dann nämlich die richtigen Leute die Linden langflanieren.